Teil 2 Seite 1

Seite  1

Auszug aus der Familienchronik - 7. Generation


Der Schmiedemeister Johannes Hahn, * 19. Dez. 1752, ✝ 25. April 1815, verheiratete  sich  am 18. März (oder  Mai?) 1773 mit  Anna Marie Schick, * 9. Juni 1753, vom Heddarter Hof bei Odernheim; die Trauung fand im Hause statt.

Sie hatten 9 Kinder:


1. Wilhelm, * 12. November 1774,

2. Johann Jakob, * 03. Januar 1777 - mein Vorfahr,

3. Johannes, * 31. August 1779,

4. Heinrich Jakob, * 18. Dezember 1781,

5. Jeremias, * 05. Mai 1784.

Dieser verzog nach seiner Verheiratung mit Agnesia Oppermann nach Talböckelheim, wo seine Frau herstammte; er war Schmiedemeister und verunglückte im Winter 1815 - 1816, als er einen alten Gewehrlauf, der noch scharf geladen war, schmieden wollte; beim Einlegen ins Feuer ging der Schuss los und die Kugel drang ihm, weil er vor der Mündung des Laufes stand, in den Leib. Er starb nach kurzer Zeit unter großen Schmerzen (aus der Thalböckelheimer Chronik).


Dieser Jeremias Hahn hinterließ 3 noch nicht schulpflichtige Kinder.  Ein Vierteljahr nach seinem Tode gebar seine Ehefrau einen Sohn, Philipp. Dieser verzog bei seiner Verheiratung ...


6. Elisabeth Margarete, * 29. Oktober 1786,

7.Anna Maria, * 12. Januar 1791, starb am 05. Januar 1795 an den Blattern,

8.Elisabet Katarina, * 1. Dezember 1793,

9.Maria Charlotte, * 10. Juni 1796; sie wurde wegen der Kriegsunruhen zu Hause getauft. Sie starb am 25. Mai 1797.





Hans-Peter Just ✝


H.-P., der mir am unvermeidlichen Ende meiner zweiten Ehe zur Seite gestanden hatte, und über den ich schon am Ende  meines ersten Buches - “Ich sollte eine ‘höhere Tochter’ werden” - berichtet hatte, entstammte einer preußischen Hugenotten-Familie. Er war groß, in der Öffentlichkeit immer gut gekleidet, und sah ein bisschen aus wie unser Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt.


     Er war belesen, hatte Physik studiert, wollte aber mit vielen modernen Technologien, wie z. B. auch der Kernenergie, nichts zu tun haben. Er hatte Grundsätze (wie es sich für einen Preußen gehört ☺), und er hätte nie einen Job angenommen, in dem auch nur Teile davon entfernt mit solchen Dingen zu tun gehabt hätten.


Durch den Tschernobyl-Unfall bestätigten sich seine Vorbehalte; und wir gehörten zu den wenigen, die NICHT in die Supermärkte rannten und sich vorsorglich mit Konserven eindeckten; denn wir waren uns bewusst, dass wir gar nicht so viele Konserven würden kaufen und lagern können, wie wir bräuchten, um diese radioaktive Bedrohung zu umgehen.


Er konnte Wissen, auch physikalisches, selbst mir sehr anschaulich vermitteln; er wäre sicher ein guter Lehrer geworden, und er hatte auch laut seinen Erzählungen in Canada auf einer Farm die Kinder unterrichtet.


Aber irgendwie kam er mit seinem Leben ganz und gar nicht zurecht. Ich wusste nicht warum, und ich weiß es bis heute nicht. Auch spätere Gespräche mit seiner Mutter konnten mir darüber keine Auskunft geben.


Und wieder einmal war ich an einen Mann geraten, dem alle Frauen in meiner Umgebung gerne näher gekommen wären. Und das führte so weit, dass mir eines Abends - er hatte für einige Tage Besuch von seiner Mutter, und ich war noch mit Bessy,  seiner wunderschönen, fast schwarzen Boxer-Hündin (die kein Bier trank) auf ein Bier (für mich) in der Kneipe gewesen - diese kleine Wienerin, die ja eigentlich mit diesem Wiener Steuerflüchtling liiert war, zu meinem Haus folgte. Und sie wollte mich da, bevor ich die Haustür aufschließen konnte, verprügeln; weil ich und nicht sie mit H.-P. in näherem Kontakt stand. In meiner Verzweiflung klingelte ich bei H.-P. und rief um Hilfe. Zum Glück war die Wohnung von H.-P. im Erdgeschoss; er und seine Mutter kamen - und die kleine Wienerin verschwand.


H.-P. zog es immer wieder nach Canada, wo er schon öfter gewesen war,  und nun wollte er nach Möglichkeit auch in den Norden der USA in eine Siedlung der Hutterer, deren Lebensform ihn sehr interessierte.

Deshalb gab er seine kleine 2-Zimmer-Wohnung auf und zog vorübergehend zu mir. Einen Teil seiner Möbel bekam ich, den anderen Teil stellte er im Haus seiner Schwägerin in Köln unter.


Mein Sohn Heiko hatte zwar kein Problem damit gehabt, dass ich mich von meinem zweiten Mann getrennt hatte, aber er hatte Probleme damit, H.-P. zu akzeptieren.

Ich erklärte ihm, dass ich im Fall der Fälle doch auch hinnehmen müsse, wenn er sich mit einer mir nicht genehmen Partnerin zusammen tun würde - und dies verlange ich nun auch von ihm. Aber das konnte er nicht akzeptieren, obwohl genau dies später eingetreten ist, aber das konnte damals niemand ahnen.

Hinzu kam, dass Heiko statt zur Bundeswehr lieber zum Bundesgrenzschutz gegangen wäre, und er stellte das H.-P. gegenüber so dar, als ob er sich dort schon schriftlich beworben habe, aber keinerlei Antwort erhalten habe.

H.-P. seinerseits war beim GSG6 gewesen und hatte immer noch gute Kontakte dort hin. Er rief also einen seiner früheren Kollegen an - und keiner wusste etwas über eine Bewerbung bzw. Unterlagen meines Sohnes.

Bei näherem Befragen von Heiko stellte sich alsbald heraus, dass er noch gar keine Unterlagen eingereicht hatte. Natürlich war H.-P. - mit vollstem Recht - äußerst empört über diese Unehrlichkeit meines Sohnes; und ich stimmte da mit ihm überein. Das war schlichtweg eine Lüge gewesen.


Die Situation eskalierte - Einzelheiten erspare ich mir; jedenfalls verhielten wir uns alle, d. h. mein Sohn und ich, in dieser Situation nicht mehr rational, konnten es sicher zu diesem Zeitpunkt auch nicht.

Und mein Sohn konnte es auch viele Jahre später noch nicht, wie ich an seiner Reaktion merkte, als ich ihm erzählte, dass H.-P. verstorben war.

Mein Sohn packte jedenfalls seine Sachen und zog zu Frieda, seiner Großmutter, die ihn, sicher ohne nach dem Warum und Wieso zu fragen, mit Freuden wieder aufnahm.


Viele meiner Bewerbungen um eine neue Stelle blieben unbeantwortet, bei vielen erhielt ich Absagen; ein Herr bei Boehringer in Ingelheim sagte mir rundweg ins Gesicht: “Sie sind zu alt für unser Unternehmen!” Und das mit Vierzig!

Als ich mich bei einer großen Klinik in Mainz bewarb, die eine Sekretärin suchten, befürchtete H.-P., dass mein Alter auch dort ein Hinderungsgrund für eine Einstellung sein könnte. Aber dagegen siegte der ungeliebte Latein-Unterricht im Gymnasium, für den ich sogar Nachhilfe-Unterricht bekommen hatte: Ich musste ein Probediktat vom Band mit einem Herzkatheter-Bericht  schreiben; und ich schrieb “Ramus circumflexus” fehlerfrei. Das gab den Ausschlag, die Stelle mit mir zu besetzen.


Hans-Peter war mittlerweile erst nach Köln zu seiner Schwägerin und seiner Nichte gereist, dann weiter nach Canada. Natürlich standen wir weiterhin in Kontakt, aber eben nur sporadisch, da transatlantische Telefonate teuer waren. Auch so stieg meine Telefonrechnung in manchen Monaten in astronomische Höhen. Seine Bessy hatte er bei mir gelassen.


Nach einiger Zeit hatte er es erreicht, in einer hutterischen Siedlung in North-Dakota als Gast aufgenommen zu werden. Ich hatte den Eindruck, dass er sich dort wohl fühlte. Das reglementierte Leben und der fast völlige Alkoholentzug bekamen seiner Gesundheit gut.

Ich besuchte ihn 1987 dort; leider musste er noch während meines USA-Aufenthaltes wieder zurück nach Deutschland. Sein Visum konnte nicht mehr verlängert werden. Über meine weiteren Erlebnisse in den USA erzähle ich in einem anderen Kapitel.

Hans-Peter hielt sich zunächst wieder bei seiner Schwägerin und seiner Nichte in Köln auf. Als ich dann zurück war aus den USA, kam er zu mir.


Nach und nach entwickelte sich unser Zusammenleben zur Katastrophe. Er trank wieder, schlief nur unregelmäßig, aß kaum etwas. Noch nicht einmal um seine Hündin kümmerte er sich. Ich war hin und her gerissen; einerseits liebte ich ihn, andererseits konnte ich nicht mit ihm bzw. er wohl mit niemandem.

Irgendwann ging er wieder in die USA; die Hutterer kümmerten sich darum, dass er irgendwelche Aushilfsjob als Gärtner oder Hausmeister bekam. Zuletzt lebte er in Poukeepsee im Staat New York: dort wurde auch seine Krebserkrankung diagnostiziert und behandelt, und dort verstarb er dann 1991.


Zu seiner Mutter, die in einem Altenwohnheim in Remagen lebte, hatte ich noch lange Zeit Kontakt; einmal besuchte sie mich auch in meiner Wohnung in der Nähe von Mainz; und als ich dann später wieder ein Auto hatte, fuhr ich immer mal wieder an einem freien Tag zu ihr. Bis sie wegen Altersdemenz von ihrer Schwiegertochter und Enkelin in einem Pflegeheim in Köln untergebracht wurde, wo sie schließlich verstarb.





Hans-Peter putzt seine Trompete


Ja, Hans-Peter spielte Trompete! Zwar selten, aber doch. Und so eine Trompete muss auch geputzt werden, denn meist besteht sie aus Messing, und das “läuft an”, genau wie Silber.


Also stellt es Euch vor: Ein Winterabend, es ist schon dunkel; Tee steht auf einem Stövchen, Gudrun bügelt - eben ein angenehmes Familien-Stilleben. Da fällt H.-P. ein, dass seine Trompete geputzt werden müsste. Aber er hat nicht mehr genug Watte. Man muss sich dann nur zu helfen wissen: Gudrun hat Damenbinden. Und er bittet sie, ihm eine oder zwei zu geben. So weit, so gut. Es funktioniert auch.


Nur schiebt er - er will ja seine Trompete dann auch ordentlich putzen - so ein Teil so weit in den engen Hals der Trompete hinein, dass es darin  stecken bleibt. Was tun? Er hat von seiner Praktikanten-Tätigkeit während seines Studiums im AKA noch einiges an chirurgischem Handwerkszeug - und mit einer Klemmzange holt er dann die Damenbinde aus dem Hals der Trompete.


Was haben wir gelacht!!!


 

 






zurück zum Inhaltsverzeichnis